Anfang Dezember hat die Allianz, der Marktführer unter den deutschen Lebensversicherern, ihre mit Spannung erwartete Überschussdeklaration für das Jahr 2011 veröffentlicht. Aufgrund der derzeit niedrigen Rendite festverzinslicher Wertpapiere musste sie die Überschussbeteiligung senken. Das war das Signal für einige Wettbewerber, es ihr gleich zu tun. Nach den bisherigen Veröffentlichungen werden die Lebensversicherer ihren Kunden im nächsten Jahr 4,09 Prozent als laufende Verzinsung auf das Deckungskapital gutschreiben. Das wären im Schnitt 0,15 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Dazu kommen noch Schlussgewinnanteile und die Beteiligung an den Bewertungsreserven, die noch mal bis zu 0,8 Prozentpunkte ausmachen können. Voraussichtlich werden demnach nahezu alle Anbieter in der Lage sein, für die Gesamtverzinsung eine deutliche Vier vor dem Komma darzustellen.
Angesichts des schwierigen Kapitalmarktumfelds und des rückläufigen Geschäfts bei Lebensversicherungen gegen laufenden Beitrag mehren sich die Stimmen, die dem Geschäftsmodell der Lebensversicherung keine große Zukunft mehr einräumen. Richtig ist, dass die Kapitalanlageergebnisse der Lebensversicherer in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen sind. Ende der 90er Jahre schafften einige Gesellschaften noch einen Nettozins von über 8 Prozent. Heute kommt die tatsächliche Verzinsung bei einigen Anbietern schon recht nahe an den garantierten Rechnungszins heran, der in der gesamten Branche in den Bestandsverträgen bei rd. 3,3 Prozent liegen dürfte. Die Frage, ob sich eine Lebensversicherung zur Finanzierung einer betrieblichen Altersversorgung überhaupt noch lohnt, ist vor diesem Hintergrund nachvollziehbar. Wenn man aber diese Frage stellt, müssen auch die Alternativen hinterfragt werden. Unternehmen, die ihre Altersversorgungsverpflichtungen über andere Kapitalmarktprodukte finanziert haben, mussten in der Finanzkrise mitunter sehr schmerzhafte Verluste verkraften. Lebensversicherungen zeigten sich dagegen in dieser Phase erstaunlich resistent. Und noch eine weitere Erkenntnis spricht für das klassische Vorsorgeprodukt: Berechnet man in den jeweiligen Jahren die Realverzinsung als Differenz der Gesamtverzinsung einer Lebensversicherung und Inflationsrate, relativiert sich häufig die vermeintlich geringe Rendite. Denn die Realverzinsung einer Lebensversicherung war in den vergangenen Jahren immer positiv.
Schließlich gibt es kein weiteres Vorsorgeprodukt, das wie die Lebensversicherung in der Lage ist, biometrische Risiken vollständig zu übernehmen.
Fazit:
Für die Auslagerung der sogenannten betriebsfremden Risiken, die mit einer Versorgungsverpflichtung einhergehen können, also Invalidität, Tod und Langlebigkeit, hat sich die Lebensversicherung als geeignetes Instrument in
der Vergangenheit bewährt. Ob der Realzins der in diesen Produkten angelegten Deckungsmittel auch künftig immer positiv sein wird, kann angesichts der enorm langen Vertragsverhältnisse nicht vorausgesagt werden. Unternehmen, die auf eine periodengerechte, langfristig kalkulierbare Finanzierung ihrer betrieblichen Altersversorgung setzen, sollten jedoch bedarfsgerechte Versicherungskonzepte in jedem Fall mit in ihre Überlegung einbeziehen.
Stefan Suhre, Geschäftsführer der Longial