25. Mai 2022

... mit Michael Hoppstädter: PEPP – da war doch was …?

PEPP, Pan-European Personal Pension Product, Sie erinnern sich? Richtig: Die Idee der Europäischen Aufsichtsbehörde für Finanzdienstleistungen EIOPA aus dem Jahr 2018 (!), eine grenzüberschreitende Möglichkeit der Altersvorsorge für alle Bürgerinnen und Bürger der europäischen Union zu schaffen. Attraktiv, kostengünstig, flexibel, digital und innerhalb der EU portabel.


Am 22. März 2022 war es dann soweit, PEPP hat das Licht der Welt erblickt und kann seither genutzt werden – vielmehr können Anbieter ihre Produkte registrieren und genehmigen lassen. Eigentlich, denn die dafür eingerichtete Website der EIOPA (https://pepp.eiopa.europa.eu/) zeigt noch (Stand 13.5.2022) kein einziges genehmigtes Produkt. Gleichwohl positionieren sich erste potenzielle Anbieter und Verbraucherschützer mit – wie ich finde – nicht ganz objektiven Aussagen. 

Der Bund der Versicherten beziehungsweise sein Vorstandssprecher Axel Kleinlein bezeichnet die Versicherer als „unfähig, akzeptable Tarife aufzulegen“ und darüber hinaus seien die Lebensversicherer „zu gierig, als dass sie einem vernünftigen europäischen Standard genügen könnten.“ Und wenn es die Versicherer nicht selbst sind, können es nach Kleinlein nur die Vermittler sein: „Oder sind es die Vermittler, die die Hände zu weit aufhalten?“

Kritik an der Versicherungsbranche mag vielleicht gerechtfertigt sein, wobei auch das Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) in Ulm im letzten Jahr schon nachgewiesen hat, dass bei dem aktuellen Höchstrechnungszins eine hundertprozentige Brutto-Beitragsgarantie auch bei Laufzeiten von 50 und mehr Jahren nicht darstellbar ist, selbst wenn in die Produkte keine Kosten für Provisionen und Courtagen eingerechnet sind. Nun sieht PEPP in der Spitze eine Garantie von nur 92,5 Prozent vor, für die Versicherer macht es das nicht wirklich einfacher.

Aber Vermittler-Bashing? Bei PEPP ist doch ein digitaler Produktabschluss vorgesehen. Wo ist denn da ein Vermittler involviert, wenn der Interessent das Produkt auf der Homepage des Produktanbieters direkt abschließt. Im Fußball würde man sagen: Grobes Foul, mindestens die gelbe Karte.

Unabhängig von der Frage welches Konzept für PEPP eher geeignet ist – Fonds oder Versicherung oder X – in Deutschland fehlt es noch an einigen grundlegenden Rahmenbedingungen. Nicht ganz unwichtig für ein Altersvorsorgeprodukt ist beispielsweise die Frage nach der steuerlichen Behandlung von Beiträgen und Leistungen. Hierzu hat Bundesfinanzminister Lindner angekündigt PEPP-Beiträge und -Leistungen vergleichbar mit Riester- und Rürup-Renten zu behandeln. Allein die gesetzliche Umsetzung fehlt noch …

Noch reden wir über die leere Menge – ich bin gespannt, ob PEPP den Markt für Altersvorsorge in Deutschland revolutioniert, oder wenigstens um eine Facette bereichert. Für Deutschland glaube ich tatsächlich nur an die Facette, für andere Länder der EU, etwa in Südosteuropa, wo die Altersvorsorge längst nicht so entwickelt und verbreitet ist wie seit Jahrzehnten bei uns, sieht das aber vielleicht, um nicht zu sagen hoffentlich, anders aus. Dort könnte es zur Revolution reichen…

In diesem Sinne: Bleiben Sie zuversichtlich! 

Ihr
Michael Hoppstädter, Geschäftsführer, Longial