Neue Trends in der betrieblichen Alters- und Krankenversorgung in China
Die Reform der sozialen Sicherungssysteme in China hat einen langen Weg hinter sich, seitdem sich das Land von der Planwirtschaft abgewandt hat. Bis dato waren sie, wie vieles andere auch, an die Betriebseinheit gekoppelt. Erst 2012 wurde mit der Etablierung eines landesweiten Systems begonnen und im Dezember letzten Jahres beendet.
Wegen der Ein-Kind-Politik und der steigenden Lebenserwartung hat China mit einer Überalterung der Bevölkerung zu kämpfen, deren Ausmaß und Geschwindigkeit weitaus größer ist als in Europa. Trotzdem liegt das offizielle Renten-Eintrittsalter für Angestellte noch bei 60 für Männer und 55 für Frauen, für Arbeiter gar bei 55 bzw. 50 Jahren. Zudem führt die rasante Entwicklung bei Löhnen und Gehältern dazu, dass die Sozialversicherung nur eine minimale Grundsicherung leisten kann, die bei weitem nicht ausreicht. Andererseits ist der Wettbewerb um gute Mitarbeiter sehr stark entbrannt; Unternehmen müssen sich kreative Lösungen schaffen, mit denen gute Mitarbeiter gehalten und neue gefunden werden und das Unternehmen als dynamisch dargestellt wird.
China hat daher im letzten Jahr steuerliche Anreize geschaffen, um die betriebliche Alters- und Krankenversorgung (bAV und bKV) zu fördern. Vorsorgeaufwendungen des Arbeitgebers sind bis zu 5 Prozent der Lohn- und Gehaltssumme als Betriebsausgabe abzugsfähig. Arbeitnehmer können bis zu 4 Prozent des Gehaltes im Wege der Entgeltumwandlung für Vorsorgemaßnahmen aufwenden. Sämtliche Leistungen werden nachgelagert besteuert. In der bAV kann man zwischen 12 verschiedenen Auszahlungsarten wählen – von der einmaligen Kapitalauszahlung bis hin zur lebenslangen Altersrente.
Wichtigste Elemente betrieblicher Versorgungsmaßnahmen sind Altersvorsorgeleistungen und Krankenzusatzversicherungen. Dabei geht der Trend zu den sogenannten Cafeteria-Plänen, bei denen sich der Mitarbeiter innerhalb eines vom Arbeitgeber vorgegebenen Budgets ein Bündel von Leistungen zusammenstellen kann. Bestandteile sind typischerweise Altersvorsorge-, Kranken- sowie Reise- und Unfallabsicherungen. Hinzu kommen aber auch typisch chinesische Elemente wie Einkaufskarten, Theater- oder Kinokarten, Heizkostenzuschüsse, aber auch die Versorgung der Eltern.
Jährliche Umfragen bei Unternehmen bestätigen diesen Trend. Etwa 75 Prozent der befragten Unternehmen wollen in den nächsten 3-5 Jahren bestehende Versorgungspläne verbessern und auch flexibler gestalten, um hierdurch eine höhere Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Versorgungspaket zu schaffen.
Üblicherweise wird die Verwaltung solcher flexiblen Absicherungsprogramme an Beratungsunternehmen outgesourct und über Online-Portale gemanagt.
Fazit:
Das Sozialversicherungssystem in China leidet unter den Folgen der demographischen Entwicklung – weit mehr als in anderen Staaten. Zum ersten Mal wurde im vergangenen Jahr für die 2. Säule ein steuerlicher Rahmen zur Förderung der betrieblichen Alters- und Krankenvorsorge mit nachgelagerter Besteuerung geschaffen. Nach ersten Beobachtungen ist die Akzeptanz Zusatzversorgungen einzurichten bei den Arbeitgebern hoch. Der Trend geht zu breit angelegten Cafeteria-Plänen.
Carl-Ludwig Dörwald, Insupro, Beijing, China